Ehrenamtliche Lehrer
Ich habe hier als bildungswissenschaftlicher Laie eine Idee, die ich mal loswerden will und bin neuierig, ob sich eine Diskussion entspinnt. Ich muss aber gleich weg und kann mich erst in ein paar Tagen mit Kommentaren dazu melden.
Also: Ich mache als ehrenamtlicher Mitarbeiter Führungen in einer Gedenkstätte für Opfer der Euthanasie-Morde zur Zeit des Nationalsozialismus. Letztens hatte ich eine ziemlich bewegende Führung. Es kam eine Hauptschulklasse, allerdings nur Freiwillige an einem Sonntag, dazu einige Erwachsene, nämlich Lehrer, Eltern und ein 84-jähriger Herr, der direkt betroffen war – sein Bruder war damals in dieser Tötungsanstalt ermordet worden, was er auch an diesem Morgen erst durch eine Recherche im Gedenkbuch zweifelsfrei erfahren hat. Vorher gab es über das Schicksal seines Bruders nur Mutmaßungen. Den Schülern musste klar sein, dass dem Mann alles, was ich von den Vorgängen erzählte, als Schicksal seines Bruders klar vor Augen stand.
Im Verlaufe der Führung fragten die Schüler den Mann schließlich, ob er mal in die Schule kommen will um als Zeitzeuge im Geschichts-Unterricht zu erzählen. Ein Termin wurde ausgemacht.
Das bringt mich nun zu meiner Idee: Junge Leute glauben ja oft, beeinflusst durch die moderne Medienwelt, sie würde ja eigentlich schon alles genau wissen und haben wohl öfters zu wenig Respekt vor dem Alter – Respekt hier ausdrücklich als Achtung, nicht als Angst verstanden. Könnte es nicht eine Bereicherung des Unterrichts sein, wenn ältere Leute als Ehrenamtliche im Unterricht mal einen Sondervortrag halten, der bei den Schülern auf Interesse stößt? Da gäbe es dann keinen Leistungsdruck, es werden ja keine Noten gegeben, es wäre eine Auflockerung und sicherlich auch Horizonterweiterung, und für das Verhältnis der Generationen wäre auch was getan – auch in der anderen Richtung, denn als jemand, der regelmäßig Schulklassen durch die Gedenkstättte führt, kann ich auch viel Gutes über die Schulklassen erzählen.
Würde mich interessieren, ob und wie dieser Gedanke unter Biwis diskutiert wird. In ein paar Tagen schaue ich wieder rein.
Gruß
2 Kommentare
Markus Jung (Fernstudium-Infos.de)
Hallo Volkmar,
die Idee finde ich gut – nur läuft es bei Deinem Vorschlag genau anders herum als in Deinem Beispiel…
Hier waren es die Kinder, die Interesse gefunden haben aufgrund des aktuellen Erlebens. Sie wollten mehr erfahren und ggf. auch ihre Klassenkameraden daran teilnehmen lassen.
Lädt man aber Ehrenamtliche in die Klassen ein, so wäre das wieder aufgestülpt und würde eventuell auf weniger Interesse stoßen.
Die Idee finde ich wie gesagt gut, aber ich würde die Kinder befragen, wen sie gerne mal kennen lernen würden und wen man mal einladen sollte. Natürlich kann man hier ein bisschen lenken, da sonst vielleicht nur Wünsche nach Pop-Sternchen etc. kommen würden.
Soweit mal meine Gedanken. Ich bin gespannt auf weitere Meinungen.
Viele Grüße
Markus
raquel
Hallo Volkmar
Hier in der Schweiz gibt es so was ähnliches schon.
Ältere Menschen kommen ehrenamtlich als Klassenhelfer in die Schule und unterstützen die Lehrer.Das ist vielleicht auch die Lösung auf das Problem das Markus antönt: Die Helfer sind einfach generell da und helfen mit ihrer Erfahrung und bestimmt fliessen da auch Lebenserinnerungen mit ein. Es ist aber nicht aufgesetzt, weil die Helfer vorrangig zur UNterstützung des normalen Unterreichts eingesetzt werden und nicht als „Attraktion“.
Ich weiss jetzt nicht, wie verbreitet das Konzept ist, es war mal ein Experiment und der Grundschule .
z.B hier: http://www.schulemeilen.ch
Ich denke aber es wäre bestimmt toll,wenn sich das durchsetzt.
Somit könnten Lehrer entlastet werden ohne dass der arme Staat noch mehr für Bildung ausgeben muss und viele ältere Menschen wären sicher erfreut,eine spannende Beschäftigung zu haben und sich an der Zukunftsbildung beteiligen zu können.
Heute haben ja nicht einmal mehr alle eigene Enkel oder diese wohnen zu weit weg.
LG
Rahel