Leserbrief an Die Welt
Die WELT ONLINE hat heute einen Artikel über die Fernuniversität Hagen gebracht, mit dessen Tenor ich nicht so ganz glücklich bin.
Ich habe eben eine e-mail an die Redaktion gesandt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
unter http://www.welt.de/die-welt/wissen/article4330229/Bueffeln-am-Feierabend.html findet man einen Artikel über die FernUniversität Hagen, der zwar positiv darüber berichtet, aber meinem Empfinden nach nicht sehr gut und umfassend recherchiert ist (Ich bin Studentin der Fernuniversität Hagen).
Mich stört vor allem, dass der multimediale Aspekte und die vielen technischen Neuerungen der FernUni überhaupt nicht erwähnt werden. Es ist durchaus nicht mehr so, dass Studienbriefe nur in Papierform und per Post versandt vorliegen. Es gibt ein virtuelles Studienzentrum, in dem jeder Student Zugriff auf die PDF Versionen seiner belegten Kurse und teilweise auch Zusatzinformationen wie links zu Lernprogrammen u.ä. hat.
Auch die „abendliche mentorielle Unterstützung“ ist bei weitem nicht der einzige Weg, sich persönlich auszutauschen und Unterstützung zu bekommen. Über „Moodle“, eine Online-Plattform (http://www.moodle.de/) und ein „virtuelles Klassenzimmer“ stehen den Studierenden vielfältige Möglichkeiten zur Verfügung, sich untereinander und mit den Lehrkräften der Universität auszutauschen. Zu den belegten Kursen gibt es hier Onlineseminare und eine Semesterbetreuung für anfallende Fragen, Lesekurse zu den Studienbriefen u.v.m.
Ich finde es sehr wichtig, solche Aspekte ganz klar herauszustellen, denn gerade für Fernstudenten wird selbstorganisiertes Lernen und die Möglichkeit von Ort und Zeit unabhängig flexibel auf Lerninhalte und Unterstützung zugreifen zu können ein Kriterium für Qualität sein, dass über Lernmotivation und den Entschluss zu Weiterbildung maßgeblich entscheidet.
Mit Bezug zu meinem Studium der Bildungswissenschaft (Bachelor) und dem geplanten Masterstudiengang eEducation habe ich eine online Community (www.sieseco.de) gegründet (befindet sich gerade im Aufbau) die genau diese Aspekte in den Fordergrund stellen möchte und selbstorganisiertes Lernen und Erwachsenenbildung mit Schwerpunkt Schulabschlüsse und Studium im Fokus hat.
Wenn Interesse an weiteren Informationen besteht, stehe ich gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Siemsen
6 Kommentare
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Volkmar
Hallo allesamt,
gerade habe ich mich angemeldet und will als Verfechter des lebenslangen Lernens gerne meinen Senf dazugeben. Ich bin jetzt 48, hatte mich immer autodidaktisch weitergebildet, 2004 das Abitur nachgemacht (Fernkurs sgd) und studiere jetzt an der Fernuni Hagen den Bachelor Politik und Verwaltungswissenschaft. Dort brauche ich noch zwei Modulprüfungen und eine erfolgreiche Abschlussarbeit um das „Klassenziel“ zu erreichen.
Ich möchte an dem Artikel die Kritik an der Kritik kritisieren 🙂 . Ich weiß natürlich nicht, wie es in anderen Studiengängen aussieht. Meine persönliche Erfahrung ist: Die Kurse empfand ich meistens als gut und interessant, die persönlichen Erfahrungen mit Fernuni-Mitarbeitern (Seminare, Prüfungen, Angestellte) waren immer sehr positiv – aber alles, was darüber hinausgeht, ist sehr enttäuschend. Wenn also in dem Artikel oben bemängelt wird, dass andere Möglichkeiten nicht erwähnt werden – ich habe von sowas nichts bemerkt. Eine Online-Version eines Kurses gab es einmal. Newsgroups und moodle dämmern vor sich hin. Sicher, die meisten haben die Zeit nicht übrig, und es wird dort meistens nicht viel geboten. Zwar werden Fragen meistens sofort und hilfreich beantwortet, und besonders das sehr schwierige Modul 2.1 (Statistik) war sehr gut betreut, aber insgesamt gibt es dort keine Diskussion und nicht viel zusätzliche Information. Außer der Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und doch mal ein bißchen zu diskutieren, was ich auch immer gerne genutzt habe, wie so etwa 20 andere auch – von 1200 Bapo-Studenten. Die meisten schenken sich den sozialen Aspekt des Studiums, was sicher mit der sehr schwierigen Studiensituation neben Beruf und Familie zu tun hat und finden dort auch nichts, was einen „homo oeconomicus“ von moodle überzeugen würde.
In den 3er-Modulen sind die Newsgroups völlig eingeschlafen. In dem einen steht noch vom vorletzten Semester die kurze Frage „Ist da jemand?“, in einem anderen eine sachliche Frage zu einem Kurs, beide Fragen bleiben unbeantwortet.
Allerdings konnten die Fragen, wenn sie dann mal auftauchten (=was natürlich für die Kurse spricht), von den Betreuern per e-mail geklärt werden, in einem immer freundlichen und auch hilfreichen, aber doch sehr, sehr sporadischem Kontakt.
In einem Studienzentrum war ich noch nie. Das einzige sinnvolle daran wäre ja auch persönlciher Kontakt zu anderen Studenten, hätte ich sehr begrüßt, aber dafür 200 km fahren und einen Nachmittag opfern?
Bleibt noch LVU: schön, die Liste mit den Kursen, und weiter …?
Von daher kann ich die Kritik meiner geschätzen Vorrednerin (bzw. -schreiberin) an dem Artikel nicht teilen. Für mich hat der nichts ausgelassen.
Die Möglichkeiten sind da, vielleicht wird es ja noch, so in zwanzig Jahren, aber für heute finde ich die zusätzlichen Möglichkeiten eher enttäuschend.
Trotzdem bin ich mit dem Studium sehr zufrieden. Aber dass ist eine andere Geschichte.
Sabine
Hallo Volkmar,
erstmal herzlich willkommen in der community – ich freu mich, dass Du dabei bist und Dich gleich aktiv mit Deiner Erfahrung zum Fernstudium beteiligst. „Die andere Geschichte“ wäre als Artikel für uns noch interessant! 🙂
Erstmal zum technischen Aspekt: Der erste Kommentar eines neuen Teilnehmers muss von mir freigeschaltet werden, danach nicht mehr. Ich vermute, dass es daran lag, dass Du nicht korrigieren konntest. Probiere es jetzt bitte nochmal aus, Du müsstest Deinen eigenen Kommentar jetzt bearbeiten können? Wenn nicht, sag mir bitte nochmal Bescheid, dann kümmere ich mich um das Manko.
Zum Inhalt Deines Kommentars: Ich studiere Bildungswissenschaft und bei uns ist jedes Modul virtuell betreut – mit Foren, teilweise Online-Seminaren und so gut wie alle Studienbriefe gibt es als PDF.
Ich ging davon aus, dass das in den anderen Studiengängen auch so gehandhabt wird. Aber offensichtlich sind wir da Vorreiter, vermutlich auch, weil Multimedia und virtuelles Lernen auch „Kind“ und Forschungsgebiet des Lehrgebietes ist.
Allerding muss ich auch sagen, dass sehr viel der Moodle Umgebung und Unterstützung auch von den STudenten getragen und forciert wird – und sicher haben die nicht mehr Zeit dafür, als Studenten anderer Studiengänge? Wir haben Teams, die für Moodle, für die Biwilounge und die Moderation von Beiträgen zuständig sind, und die auch immer sehr hinterher sind, Moodle lebendig zu halten.
Vielen Dank für Deinen Hinweis, ich werde mal beim Lehrgebiet nachfragen und schaun, ob wir da nicht einen offziellen Kommetar zum Stand der Dinge an der Fernuni bekommen, was da wo möglich ist und geplant ist. Ich halte Euch auf dem Laufenden!
Volkmar
Hallo Sabine,
noch habe ich nicht raus, wie das korrigieren funktioniert. Ich würde gerne den in zwei Teile durchgeschnittenen Kommentar zu einem Einzigen zusammenfassen. Der zweite Kommentar mit der technischen Frage könnte dann ganz gelöscht werden.
Schön, dass die neuen Medien im Bereich Bildungswissenschaften und E-Education schon genutzt werden. Ein Bekannter sagte mir letzens, dass er in seinem Präsensstudium solche neuen Medien weit mehr nutzen konnte als dies seine Freundin im wirtschaftswissenschaftlichen Studiengang der Fernuni. Aber das ist ja größtenteils auch eine Geldfrage – Foren müssen wohl intensiver motiviert und betreut sein, um interessant zu sein, Pdf’s müssen ja auch erst mal erstellt werden.
Ich halte Fernstudium für DIE Lernform der Zukunft, die es vielen ermöglichen kann, sich noch weiterzubilden. Was das Nutzen der neuen technischen Möglichkeiten anbegeht, das müsste dem Fortschritt im Studium eben auch wirklich nützlich sein, damit mehr Studenten zu einer Beteiligung motiviert werden. Als eine Möglichkeit könnte ich mir das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten vorstellen, wie bei „Google text und docs“. Von gemeinsam erstellten Zusammenfassungen und Mind-maps könnten viele was haben. Was alles so geht, das könnte hier gut diskutiert werden.
Gruß
Sabine
Schönen Guten Morgen,
Oben neben Deinem Namen über dem Kommentar, da müsste eigentlich ein Button bearbeiten sein? Und im Dashboard dann neben dem Button Artikel aktualisieren einer mit »löschen«? Dort könntest Du den Text kopieren, den zweiten Kommentar löschen und den TExt dann an den ersten anfügen – wenn’s so nicht geht, dann basteln wir nicht mehr lange und ich mach das 🙂 – aber es würde mich interessieren ob es geht.
Eure Artikel könnt ihr auf alle Fälle nachbearbeiten, ergänzen etc. und das sollte bei den eigenen Kommtaren auch gehen.
Ja – zum Thema Fernstudium = Lernform der Zukunft bin ich vollkommen Deiner Meinung. Ich hoffe, dass ich im Laufe der nächsten Module und vor allem auch des Masterstudiums eEducation dazu noch eine Menge Ideen und Anregungen bekomme, wie das in der Praxis umgesetzt werden kann. Und dass wir hier vieles diskutieren und vielleicht auch das eine oder andere ausprobieren können.
Wenn wir erst mehr sind und aktiver möchte ich auch ein Forum integrieren, da werde ich aber vorher die Wünsche und Ideen über eine Umfrage oder ähnliches hier erfragen.
Zum gemeinsamen Bearbeiten von Dokumenten: Das virtuelle Klassenzimmer adobe connect, das »wir« (also die BiWis) nutzen, bietet diese Möglichkeit auch, das ist genial und funktioniert super.
Google Text und Docs kenne ich noch gar nicht, schau ich mir (spätestens nach den Klausuren) an!
Schönen Tag noch!
Sabine
Frau Prof. de Witt hat mir diesen Kommtar zur Veröffentlichung geschickt:
„Liebe Frau Siemsen,
mit großem Interesse habe ich den Artikel über das Studieren an der FernUni in „Die Welt Online“ und die Kommentare in Ihrem Blog gelesen. Die neuen Medien stehen allen Fakultäten zur Verfügung, sie werden nur in unterschiedlicher Weise genutzt. Deshalb ist meine folgende Einschätzung aus der Perspektive der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften und hier insbesondere für den B.A. Bildungswissenschaft zu verstehen:
Was den Einsatz der neuen Medien im Studium anbelangt, so spielen sicherlich die BildungswissenschaftlerInnen eine Vorreiterrolle, vielleicht auch durch die medienbegeisterten Kollegen (?). Hier stellt der Einsatz neuer Medien sicherlich eine Bereicherung dar. Durch das Angebot an virtueller Lernumgebung mit Foren, Wikis, pod- und vodcasts, virtuellem Klassenzimmer bzw. Webkonferenzsystem, Online-Vorlesungen und Online-Seminaren, virtuellen Lerngruppen und Studierendencafe kann ein intensiver kommunikativer Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden, aber auch untereinander realisiert werden. Beispiele dafür sind die biwi-lounge und die Modulumgebungen im B.A. Bildungswissenschaft. Über diese Form des Lernens können sowohl organisatorische als auch inhaltliche Fragen schnell beantwortet werden. Wir stellen darüber hinaus unterschiedliche Lernmaterialien bereit, die den Lernprozess unterstützen und die Ergebnisse verbessern sollen. Und bislang gibt uns der Erfolg Recht. Von den Studierenden erhalten wir regelmäßig positives Feedback und auch die Lehrenden unseres Instituts für Bildungswissenschaft und Medienforschung berichten positiv von der Arbeit mit der Lernplattform Moodle. Die Betreuung, so einige Feedbacks, sei intensiver und effektiver als an so mancher Präsenzuni.
Aber genauso wichtig sind die realen Kontakte auf Präsenzveranstaltungen in den Regional- bzw. Studienzentren. Deshalb wird zwar verstärkt online betreut, aber die Präsenzbetreuung z.B. durch MentorInnen bleibt weiterhin ein wichtiger Bestandteil des Studiums an der FernUniversität.
Wenn man die gesamte FernUniversität betrachtet, so gibt es sicherlich die unterschiedlichsten Zugangsweisen zum Studieren und Einsatzszenarios mit und ohne neue Medien. Viele Studiengänge setzen die neuen Medien bereits in der Lehre ein, gleichsam gibt es auch Lehrgebiete oder Lehrende, die auf die neuen Medien eher verzichten (können). Das hängt auch sicherlich mit den unterschiedlichen Disziplinen und Lernkulturen zusammen.
Wie man an dem kritischen Kommentar bzw. Erfahrungsbericht ablesen kann, setzt der erfolgreiche Einsatz neuer Medien auch die Akzeptanz und das Engagement nicht nur der Lehrenden, sondern auch der Studierenden voraus. Ohne das große Engagement der Biwi-Studierenden und die positive Wahrnehmung unseres virtuellen Lehrangebots hätte dies auch im BA Bildungswissenschaft nicht funktioniert. Die Fähigkeit des selbstorganisierten Lernens ist dabei wichtiger denn je. Wie dieser Lernprozess gestaltet wird, hängt von jedem einzelnen ab. Für manchen mag es der beste Weg sein, sich allein mit dem zugesandten Studienmaterial auseinanderzusetzen, für einen anderen führt der Lernerfolg über den Diskurs mit KommilitonInnen. Dieser Vielfalt an Lernwegen trägt die Verfügbarkeit neuer Medien an der FernUni Rechnung.
Aus meinen Erfahrungen mit nun schon einigen Semestern Bildungswissenschaft besteht hier ein großer Bedarf an kommunikativem Austausch und kollaborativer Zusammenarbeit, z.B. in Online-Seminaren. Diesen erfüllen wir neben dem Angebot vor Ort in den Regional- / Studienzentren vor allem im virtuellen Raum. Und ohne diese Community könnte ich mir den Studiengang nicht mehr vorstellen.
Das Fernstudium als Lernform der Zukunft? – Dem kann auch ich nur zustimmen 🙂
Viele Grüße
Claudia de Witt
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Prof. Dr. Claudia de Witt
FernUniversität in Hagen
Vorsitzende der Studiengangskommission B.A. Bildungswissenschaft
Lehrgebiet Bildungstheorie und Medienpädagogik