Erfolgsgeschichten,  Lernstrategien

Fernlernen „damals“ und heute

Gecko in Ghana auf PalmeMan stelle sich das Jahr 1991 vor – mitten im ghanaischen Hinterland.  Kein Telefon. Strom – naja, manchmal. TV – Fehlanzeige. Internet – gabs noch nicht. Wetter: Heiß! Unter diesen Voraussetzungen begann meine Fernlern-Karriere. Dem Abenteuerdrang meiner Eltern habe ich zu verdanken, dass meine schulische Laufbahn in dem afrikanischen Dorf Kwasiboukroum ganz neuen Schwung bekam. Ich war 14 und Kummer gewöhnt. In den Jahren davor hatte ich eine ganz normale Schule besucht, meine Leistungen waren sehr gut – obwohl ich die meiste Zeit der Schuljahre mehr krank als gesund war – die Bronchien waren schuld. Dann bekam mein Vater das Angebot, erneut nach Afrika zu gehen und dort als Entwicklungshelfer zu arbeiten. Diesmal mit der ganzen Familie. Mein Arzt meinte, kränker könnte ich ja nicht werden und gab sein OK. Und so landete ich dort, wo sich Gecko und Kakerlaken Gute Nacht sagen. Eine Schule gab es nicht in der Nähe und ich vermute, dass wird sich bis heute nicht geändert haben. Auf ein Internat wollte ich nicht. Und so übernahm das Hamburger Institut für Lernsysteme meine schulische Betreuung. Das ils gibt es auch heute noch und auch die Abteilung „Schule für deutsche Schüler im Ausland“ und falls mal jemand von euch mit schulpflichten Kindern ans Ende der Welt ziehen sollte: Diese Schule kann ich von ganzen Herzen empfehlen!!! Ich bin damals in der 9. Klasse eingestiegen und saß den ersten Tag freudig gespannt vor meiner Zargesbox, in der all meine Unterrichtshefte und Bücher lagerten. Diese Freude hat sie niemals gelegt und noch heute besitze ich einige Schulhefte aus der Zeit. Unterrichtet wurde ich in allen schulüblichen Fächern – außer Sport (was mich sehr freute). Die A4-großen Hefte waren komplett aufs Selbststudium eingerichtet, es wurde darauf Wert gelegt, in jedem Unterrichtsfach einen Länderbezug herzustellen (was dazu führte, dass sich meine Kenntnisse der ghanaischen Wirtschaft und Geografie sehr rasch entwickelten). Am Ende eines jeden Heftes gab ein gelbes Blatt – die Klausur bzw. der Test. Diesen musste man abarbeiten und nach Hamburg zur Bewertung einreichen. Nun wird der eine oder andere sagen: Cool, da kann man ja schummeln! Aber: Nichts da! Diese Tests waren so konzipiert, dass man entweder „alles“ an Hilfsmitteln benutzen durfte – oder selbst das nichts nützte… Pädagogisch spitzfindig! Kreativität war immer gefordert  – ich habe im Kunstunterricht gemalt, in Deutsch Abenteuerspiele konzipiert, englische Artikel über mein Gastland auf Kassette (!) gesprochen und in Mathe die Umfänge unserer Palmen im Garten vermessen… Nach dem Abschicken der Klausuren folgte das Warten! Oft kam erst nach anderthalb Monaten der ersehnte Brief mit dem Klausurergebnis und immer versehen mit persönlichen Kommentaren meiner Klassenlehrerin. Oft schickte sie Fotos mit, oder einen kurzen Brief. Oder den aktuellen Wetterbericht aus dem winterlichen Deutschland… Für mich war diese Schulform ideal – ich konnte mein Lerntempo individuell gestalten und die Betreuung ist wirklich toll gewesen. Am Ende ist dann die Fachhochschulreife bei mir herausgekommen und heute studiere ich wieder fern und genieße die Individualität zusammen mit all den technischen Möglichkeiten. Meine Freude am Lernen ist immer geblieben und hält mein Gehirn auf Trab!

Wer noch ein bisschen mehr afrikanische Luft schnuppern möchte: In „Die Koffer kommen übermorgen“  und „Am Ende des Weges beginnt die Reise“ habe ich meine Lieblingserinnerungen aus jener Zeit in Buchform festgehalten. Eine Anregung übrigens, die von meiner Fernschul-Deutsch-Lehrerin kam…

Conny

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