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ArbeiterKind.de

Arbeiterkind

Ein großer Teil der Schüler und Studierenden des Zweiten Bildungsweges ist nicht akademischer Herkunft  – daher möchte ich Euch heute, bevor ich einige Tage Internet-Zwangspause einlegen muss, das Projekt Arbeiter.Kind.de mit diesem Artikel und dem Video der Woche besonders ans Herz legen:

Die Initiative ArbeiterKind.de ermutigt Schüler und Studenten nicht-akademischer Herkunft zum Studium und unterstützt Sie auf ihrem Weg zum erfolgreichen Studienabschluss.

In Deutschland lässt sich die Wahrscheinlichkeit, ob ein Kind studieren wird, am Bildungsstand der Eltern ablesen. Laut der aktuellen Sozialstudie des deutschen Studentenwerks nehmen von 100 Akademikerkindern 83 ein Hochschulstudium auf. Dagegen studieren von 100 Kindern nicht-akademischer Herkunft lediglich 23, obwohl doppelt so viele die Hochschulreife erreichen.

Die hohe finanzielle Belastung ist dabei nur einer von vielen Gründen, die
Abiturienten, deren Eltern nicht studiert haben, häufig von einem Studium abhalten. Wer selbst aus einer nicht-akademischen Familie stammt und trotzdem studiert hat, weiß, dass die eigentliche Benachteiligung vor allem in einem großen Informationsdefizit besteht.

Die seit Mai 2008 bestehende Initiative ArbeiterKind.de zielt darauf ab, dieses Informationsdefizit zu beheben und Schüler aus nicht-akademischen Herkunftsfamilien zur Aufnahme eines Hochschulstudiums zu ermutigen. Auf ArbeiterKind.de können sich die Schülerinnen und Schüler über die Vorteile eines Studiums und die hervorragenden Berufsperspektiven für Akademiker informieren.

Außerdem werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie sich
ein Studium finanzieren lässt. Neben dem BAföG werden auch Studierende nicht akademischer Herkunft vorgestellt, die sich erfolgreich um Stipendien bei staatlichen und privaten Stiftungen beworben haben. Um die Schüler auch nach Ihrer Entscheidung für ein Studium als Studierende zu unterstützen, bietet die soziale Initiative ArbeiterKind.de zudem hilfreiche Informationen darüber, wie man wissenschaftlich arbeitet, im Ausland studieren kann, sich um Praktika bewirbt und schließlich erfolgreich das Examen meistert.

Über das Internetportal hinaus baut die Initiative ArbeiterKind.de ein bundesweites Netzwerk von Mentoren auf, die Schülern und Studierenden als Ansprechpartner mit Rat und Tat zur Seite stehen. Innerhalb von eineinhalb Jahren gewann die Initiative bereits über 1.300 ehrenamtliche
Mentoren, die sich in circa 70 lokalen ArbeiterKind.de-Gruppen engagieren.

Den kompletten Artikel und einen Flyer findet ihr hier als pdf-Download:

Selbstdarstellung_ArbeiterKind.de

ArbeiterKind de_Flyer

Ein Kommentar

  • Desmond Faassen

    Ich finde diese initiative super!

    Und ich kann den Artikel nur bestätigen.
    Da ich aus einer nicht-akademischen Familie komme, habe ich auch erfahren, dass es einen familiären Unterschied betreffend den Bildungs- und Informationshintergrund gibt.
    Dies ist mir besonders aufgefallen, wenn ich z.B. bei meinen engsten freunden zu Besuch war, die fast alle aus einer akademischen oder gutbürgerlichen Familie stammten.

    Als Arbeiterkind fühlt man sich durchaus benachteiligt. Man erkennt als Kind irgendwann den soziokulturellen Unterschied. Dieser äussert sich in Dingen, wie z.B. sagen wir mal den „Bücherhintergrund“.
    In besser gestellten Familien steht dem Kind direkt zu Hause meist eine viel bessere Bücherauswahl zur verfügung als in einer Arbeiterfamilie (gleiches gilt für Nachhilfe z.B., die oft nicht bezahlbar ist).

    Das nächste wäre z.B. die Auswahlmöglichkeiten an Hobbys.
    Hier kann eine Arbeiterfamilie mit z.B. fünf Kindern bei weitem nicht die Vielfalt und Qualität an interessanten Entwicklungsmöglichkeiten bieten, wie die besser situierte Familie.
    Wird eine hohe musikalische Begabung bei einem Arbeiterkind erkannt, dann stellt sich zunächst die Frage, wie die Musikschule finanziert werden kann, wenn die Familie gleichzeitig Probleme hat, die elementarsten Bedürfnisse zu befriedigen.

    Weiter geht es mit z.B. der Instrumentenauswahl.
    Ist das Kimd von klein auf von einem Tasteninstrument fasziniert, so muss es doch eine Wahl treffen, die sich an finanziellen Gesichtspunkten orientiert und nicht an denen der Begabung.

    Das Informationsdefizit im Hintergrund ist grundsätzlich begrenzt durch den Bildungs- und Finanzhintegrund der Familie.
    Dazu gehört natürlich auch das oft vorzufindende Fehlen einer humanistischen Grundbildung etc., wie ich es mal nennen möchte.

    Ebenso gibt es oft Defizite betreffend methodischen Vorgehensweisen im Alltag und Schule.
    Genauso, die Selbsorganisation des Kindes und das Lernen, Dinge besser zu strukturieren und Muster im Alltag leichter zu erkennen.
    Dies sind nur ein paar Dinge, die mir gleich als erstes in den Sinn kommen.

    Kinder und Jugendliche lernen eben unbewusst und fliessend von ihren nächsten Bezugspersonen. Sie verinnerlichen ständig und die fehlenden Inhalte machen sich mit zunehmendem Alter mehr bemerkbar.

    Hat das Kind im finanzschwachen Milieu Glück, dann finden sich Menschen, die von Aussen versuchen, fördernd einzugreifen. Oder auch die Eltern selbst erkennen die Bedeutung der Förderung von Talenten und unternehmen grosse Anstrengungen, um die Finanzierung zu bewerkstelligen.

    Ob hier dann nicht unter anderem die Psychohygiene im weiteren Verlauf auf der Strecke bleibt, ist auch wieder eine ganz andere Frage.
    Manche Kinder entwickeln ein Gespür für die finanziellen Grenzen ihrer Eltern und verzichten schon im Vorhinein auf Wünsche und Ziele, die ihre Eltern nur in Bedrängnis bringen würden.

    Diese verinnerlichte Selbstegrenzung bleibt später vielleicht unbewusst erhalten.

    Meine Einschätzung.
    Gruss, Desmond.

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