Letzte Ausfahrt Bologna
… ist der Titel eines Interviews im Deutschlandfunk
Es geht um die drei wesentlichen Forderungen zu einer Reform-Umsetzung des Bologna Prozesses: Arbeitsbelastung (Lernender und Lehrernder) zu reduzieren, die Master-Zulassungs-Kriterien zu überarbeiten und Mobilität zu erleichtern.
Die Aussagen des Kultusministers aus Sachsen-Anhalt erscheinen mir persönlich als weiteres Beispiel dafür, wie derzeit Reformen im Bildungssystem angegangen werden:
Kleine Schönheitsreparaturen, die Schwachstellen übertünchen, aber ja an der Substanz nichts ändern sollen:
Er sieht den Bund zwar bezüglich finanzieller Unterstützung der Hochschulen in der Pflicht, aber am Kooperationsverbot solle bitte nichts geändert werden.
Der Bund sei – wenn alles andere nicht funktioniert – in der Pflicht einzugreifen. Bis dahin soll aber eher die Autonomität der Hochschulen noch ausgebaut werden, z.B. Zitat:
„Statt der momentanen Vereinheitlichung aller Vorgaben fordert Schweizerhof, jede Fachrichtung in ihren spezifischen Anforderungen zu sehen: „Da braucht man kein ‚Ordre de Mufti‘, sondern da müsste die Institution einfach sagen, sie haben soundsoviel Prüfungsleistung. Das kann zum Beispiel die Hochschule selbst oder die Fakultäten, wir brauchen da keine ministeriellen Befehle, das ist viel zu weit weg und viel zu global.“ „
Klar, in einem Land wo es schon Eltern mit schulpflichtigen Kindern langsam unmögllich wird, während deren Schullaufbahn umzuziehen, sollte man nicht beim Studium anfangen etwas zu vereinheitlichen …
Wie kann man Mobilität fordern und gleichzeitig im Ansatz verhindern? Flexibilität wünschen und ihr gleichzeitig alle Riegel vorschieben? Die Liste ließe sich noch wesentlich weiter führen.
Sehr schön auf den Punkt bringt es Anja Gadow vom Freiwilligen Zusammenschluss der Studentinnenschaften fzs:
„Wir haben alle keine Lust mehr auf das Schwarze-Peter-Spiel, dass das alles nur hin- und hergeschoben wird.“
Wenn man sich schon im »normalen« Rahmen der Bildungspolitik so schwer tut, statt Reförmchen mal Reformen zu wagen – wie schwer tut man sich dann erst damit, wirklich neues Denken zu wagen. Arbeit neu zu definieren. Demografischen Wandel zu verstehen und darauf sinnvoll zu reagieren statt darüber zu jammern.
Ein Problem? Nur wenn man passiv zuschaut. Ansonsten eine echte Herausforderung – von alleine wird aber nichts passieren. Gehen wir es an, informieren wir uns und informieren wir andere. Bilden wir uns und andere. Beseitigen wir Barrieren, statt sie mit Dekoration und bunter Farbe zu übertünchen …