Studie: Investitionen in Bildung rechnen sich
Angesichts klammer Kassen in Bund und Ländern verweist die Bertelsmann Stiftung darauf, dass durch bessere Bildung in Deutschland bis zum Jahr 2090 ein zusätzliches Bruttoinlandsprodukt (BIP) von insgesamt 2.800 Milliarden Euro erwirtschaftet werden könnte. Das geht aus einer Studie hervor, die der Münchener Bildungsökonom Ludger Wößmann vor einigen Monaten im Auftrag der Stiftung vorgelegt hat. (Studie herunterladen)
Wößmann legte seinen Berechnungen dabei eine Bildungsreform zugrunde, durch die in den kommenden zehn Jahren die Zahl der so genannten Risikoschüler – Jugendliche, die nur unzureichend rechnen und schreiben können – drastisch reduziert wird. Auf Ebene der Bundesländer könnte so beispielsweise Hessen sein BIP innerhalb der kommenden achtzig Jahre – der Lebensspanne eines heute geborenen Kindes – um rund 287 Milliarden Euro steigern. Für Nordrhein-Westfalen beträgt die Steigerung sogar rund 791 Milliarden, für Niedersachsen rund 312 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Momentan geben die Länder insgesamt etwa 69 Milliarden Euro pro Jahr für alle Kindertageseinrichtungen und allgemeinbildende Schulen in Deutschland aus.
Sparen an der Bildung ist vor diesem Hintergrund genau der falsche Weg: »Investitionen in Bildung sind kein Schönwetterthema und dürfen gerade jetzt nicht zur Disposition stehen. Bessere Bildung bedeutet mehr Wachstum«, so Dr. Jörg Dräger, für den Bereich Bildung zuständiges Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. »Wer hier den Rotstift ansetzt, gefährdet die Zukunft unseres Landes.« Die Bundesländer müssten jetzt in die Bildung investieren – »sonst kommen in der Zukunft erhebliche Folgekosten durch unzureichende Bildung auf uns zu«.
Jeder fünfte Jugendliche gilt gegenwärtig in Deutschland als Risikoschüler, wie die Pisa-Studien zeigen. Das bedeutet: 20 Prozent der Jugendlichen können höchstens auf Grundschulniveau lesen, schreiben und rechnen. Zu geringe Bildung im Jugendalter führt häufig zu fehlenden Berufsabschlüssen, unsicheren Beschäftigungsverhältnissen und einem hohen Arbeitslosigkeitsrisiko, deren Folgekosten von der Allgemeinheit zu tragen sind. Investitionen in frühe Bildung und in Kinder aus sozial benachteiligten Lebensverhältnissen wirken dem entgegen, wie u.a. der Nobelpreisträger für Ökonomie James Heckman belegt hat, und sind finanzpolitisch nachhaltig.
So schaffen 55 Prozent mehr Kinder mit Migrationshintergrund den Übergang auf das Gymnasium, wenn sie in den ersten drei Lebensjahren eine Kita besucht haben, wie die Bertelsmann Stiftung 2008 in einer Studie feststellte. Von den Kindern, deren Eltern höchstens einen Hauptschulabschluss haben, gingen sogar 83 Prozent mehr ehemalige Krippenkinder auf das Gymnasium. Der Ausbau der Plätze für unter Dreijährige sowie der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz in dieser Altersgruppe ab 2013 sind daher richtige Weichenstellungen.