Lernstrategien: Lernen ist viel mehr als Wissensmanagement und Informationsaufnahme
Das erste Video der Woche, von »Lautdenker« greift ein Lernkonzept auf, von dem ich persönlich überzeugt bin:
Lernen, wenn es denn zu Bildung führen soll, ist viel mehr, als nur Aufnehmen von möglichst viel Information. Lernen ist auch mehr als Wissensmanagement. Und Bildung ist mehr als Spezialisierung im Beruf oder in einem vorher klar definierten Bereich.
Deshalb ist es auch nicht sehr sinnvoll, einfach nur Inhalte zu pauken. Auswendig »lernen« kann man auch Dinge die man nicht verstanden hat – das sollte aber nicht der Sinn von Lernen sein.
In den letzten Tagen habe ich etliche Videos über Hintergründe zum Lernen gezeigt, Videos die zeigen, was in unserem Gehirn abläuft, wenn wir lernen. Und zeigen, dass wir nur einen minimalen Teil unserer Potentiale ausnutzen.
Eine Erkenntnis daraus ist, dass es darauf ankommt, möglichst viele »Verknüpfungen« zu bilden – das funktioniert, indem (meinst unbewußt) an Erfahrungen angeknüpft wird. Neues wird dadurch aber auch oft (weil so viel unbewußt abläuft) einfach in Schubladen geschoben.
Im Video fällt die Aussage: »Solange ihr nur routinemäßig handelt, nutzt Ihr das Gehirn nicht zum „erleben“ sondern nur zum „überleben“« – das ist heute aber bei weitem nicht mehr so nützlich, wie es früher einmal gewesen sein mag, als Flucht und Kampf noch die geeigneten Mittel zum Überleben waren.
Erfolgreiche und motivierende Lernstrategien müssen also unterbewußtes Lernen bewußt machen und nutzen – oder eben auch alte Muster bewußt ändern, um durch freies Denken aus alten Mustern auszubrechen.
Ein Beispiel aus meiner persönlichen Erfahrung:
Ich habe früher im Rahmen meines Sekretariatsservices auch im IT-Bereich gearbeitet. Dabei fehlte mir aber einfach die nötige Geduld für Hardware, Programme installieren und die DAUs (Dümmste aller User 🙂 und deren Standardspruch: »Ich hab gar nichts gemacht und aufeinmal ging nichts mehr…«.
Ich entwickelte eine richtige Aversie gegen IT-Arbeit und »be«nutzte den PC irgendwann nur noch – für alles andere ließ ich Spezialisten ran und wollte es gar nicht mehr verstehen.
Diese Aversie ging aber so weit, dass ich im Studium zunächst sogar nur noch mit handgeschriebenen Lernkarteikarten lernte und den auf Bildungswissenschaft aufbauenden Master eEducation weit von mir wies – bloss nicht mit IT!!! Ich fasste Governance oder Soziologie ins Auge, beides Bereich die mich sehr interessieren und die mir im Zusammenhang mit einem besseren Bildungssystem am Herzen liegen.
In einem Modul ging es dann aber um Social Software und da leuchteten bei mir ein paar Lämpchen auf :-). Gegen meinen inneren Widerstand fing ich an, mich mit Web 2.0, Blogs etc. zu beschäftigen. Und sobald ich meine innere Barriere losliess, wollte ich auf einmal nicht mehr nur »be«nutzen, sondern nutzen: Wissen was dahinter steckt. Selber kreativ sein. Und stellte dabei fest, dass sich dieser Bereich geradezu anbietet, um in Politik und Soziologie etwas für Bildung zu bewirken.
Inzwischen lerne ich »nebenbei« sogar XHTML, PHP5 etc. und lese PC-Magazine. Und entdecke dabei Möglichkeiten, die ich nie wahrgenommen hätte, wenn ich meine Schublade »IT-Erfahrung« nicht ausgemistet hätte, sondern nur weiter befüllt 🙂
Habt Ihr ännliche Erfahrungen gemacht? Ich freue mich darauf, davon zu lesen – natürlich auch dann, wenn ihr das anders seht 🙂
Ein Kommentar
ponyQ
Danke dir für einen guten Montagmorgen.
Dein Video passt prima zu meinem nach 2 Tagen zähem Büffeln gefassten Entschluss, wieder mehr aus Spaß am Lernen zu lernen – statt bang auf das Verhältnis von Lernstoff und Zeit bis zur Klausur zu starren. Leicht panisch hab ich letzte Woche gemerkt, dass ich mich einige Tage in „interessante Artikel finden und lesen“ und „Lernbildchen malen“ verloren hatte – und hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich so zwar Spaß am Lernen hatte (und da auch sicher einiges hängengeblieben ist *hoff*), aber eigentlich hab ich doch dafür keine Zeit…
Angesichts der „Lernfortschritte“ nach 2 Tagen „ernsthaftem“ Lernen werd ich diese Woche aber wohl lieber wieder die „kreative“ Lernvariante nehmen. Sabine hat gesagt… LG,evi.