Deutsches Föderales Bildungssystem

Das heutige Video des Tages ist eine Satire (?) zum Föderalen Bildungssystem. Dass ich dieses System für einen der Grundsteine unserer Bildungsmisere halte, erwähnte ich glaube ich schon …

Ein paar Eckdaten, auch wenn sicher die meisten oder alle von uns, wissen wo die Problemeatik liegt:

Jedes der 16 Bundesländer ist eigenverantwortlich zuständig für die frühkindliche Bildung das allgemeinbildende Schulwesen und das Hochschulwesen (hier geht es um Lehrpläne, Dauer der Schulzeit etc. – für Personalkosten, Baumaßnahmen und Gebäudestandhaltung wiederum sind die Kommunen und Städte zuständig).

Schon die Möglichkeiten der zu besuchenden Schulen variieren: Es gibt Länder mit der »klassischen« Struktur Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Andere haben zusätzlich noch eine Gesamt- oder Gemeinschaftsschule (von der es auch wieder verschiedene Modelle gibt, von »wirklich gemeinsam lernen« bis hin zur einzigen Gemeinsamkeit eines gemeinsamen Schulgebäudes…). Wieder andere Bundesländer haben keine Hauptschule mehr. Oder haben Haupt- und Realschule zusammengelegt.

Damit ist aber noch nicht Schluss: Die Grundschule kann je nach Bundesland zwischen 4 und 6 Jahren dauern. Welche Schule ein Kind dann besucht entscheiden – wieder je nach Bundesland – mal die Eltern, mal die Lehrerkonferenz, mal beide gemeinsam. Die Entscheidung kann definitiv sein, oder auf Probe, oder …. Das Gymnasium gibt es in der alten Form mit 9 Jahren Dauer oder in der moderneren Variante mit nur 8 Jahren (wo aber nicht etwa die Inhalte der Lehrpläne neu erarbeitet wurden – wo denkt man hin. Was früher in 9 Jahren zu lernen war, muss heute eben in 8 Jahren in die Köpfe).

Und bei den Universitäten geht es dann im gleichen Stil weiter: Aufnahme nur mit Abitur oder auch mit Berufsqualifikation, Nummerus Klausus oder Aufnahmetest (dass es hier die verschiedensten Varianten gibt, brauche ich nicht zu erwähnen?).

Und wenn jemand – wie die »Zielgruppe« unserer Community über 30 ist und sich dennoch nur mit Förderung ein Studium leisten kann (das es vielleicht auch noch ermöglich, vor der Rente in dem neuen Berufsfeld zu arbeiten) dann hat er auch Glück, wenn er in einem Bundesland studiert, wo auch beim Master wenigstens Ausnahmen von der Grenze 30 existieren. Im Bundesland mit der einzigen öffentlichen Fern-Hochschule ist das leider nicht möglich. Ob man hier ganz böse Absicht unterstellen darf, da ja hier eher und wesentlich mehr »ältere Semester« anzutreffen sind als an Präsenzhochschulen?

Paradox: Es wird heute immer mehr verlangt, die Menschen sollen doch flexibler sein. Grade auch von den Menschen der neuen Bundesländer wurde erwartet, ggf. in konjunkturstärkeren Gebieten Arbeit zu suchen. Es wird auch »gefordert« an der demografischen Situation etwas zu ändern und wieder mehr Kinder zu bekommen. Diese sollen dann die bestmögliche Bildung erhalten und alle die gleiche Chance haben.

Kann es sein, dass diese Forderungen, wie auch viele Wahlversprechen, auch nur Worthülsen sind und keine »echten Wünsche«. Oder kann man wirklich so blind sein, nicht zu erkennen, dass sich diese Forderungen in keinster Weise miteinander verbinden lassen?

Und apropos blind: Lt. Artikel der Welt online sind 9 von 10 Eltern gegen das föderale System und halten Bildung bei Ihrer Wahlentscheidung für einen der wichtigsten Aspekte und würden ihre Wahlentscheidung daran ausrichten. Das war im August. Zur Erinnerung: Im September war Wahl. Gewählt wurden die Parteien, die an der konservativen Schulstruktur festhalten möchten und daraus noch (nichtmal) nie einen Hehl gemacht haben. Was ist passiert zwischen August und September?? Die Wahlbeteiligung war schlecht, o.k. und wir haben inzwischen sehr viele Bürger ohne Kinder. Aber ist von denen mit Kindern tatsächlich nur jeder 10te wählen gegangen? Der, welcher das konservative System toll findet? Seltsam …

Und zum Schluss noch ein paar lesenswerte Quellen:

• Wikipedia: Föderalismus
• Bundeszentrale für politische Bildung: Föderalismus und Föderalismusreform
• ESO (Euro-Schulen-Organisation): Wenn Föderalismus zum Hindernis wird
• Schavan zum Bildungssystem: Schavan verteidigt Schulsystem
• Asta in Köln: Zur föderalen Ordnung des Bildungssystems in Deutschland