Parteivorschläge zu Bildungsförderung
Der Tagesspiegel hat in seiner gestrigen Onlineausgabe, die heute auch in gedruckter Form erscheint, zusammengestellt, wie sich die Parteien künftige Weiterbildungsförderung vorstellen – und da gehen schon die Definitionen sehr weit auseinander.
Der besseren Lesbarkeit wegen habe ich den Text im Original in blau hierher kopiert und in Schwarz (kann durchaus als Symbolik für Trauer verstanden werden :-/ ) kommentiert(Quelle: http://www.tagesspiegel.de/magazin/karriere/art292,2903320 )
BAFÖG FÜR ERWACHSENE
Wer neben Familie und Beruf eine längere Weiterbildung an einer Hochschule oder Meisterschule absolviert, leidet in Deutschland nicht nur unter Zeitdruck, sondern oft auch unter Geldnot. Das hat Folgen: Während in Australien, Finnland oder Schweden 13 Prozent und mehr der 30- bis 39-Jährigen für ein Vollzeit- oder Teilzeitstudium eingeschrieben sind, sind es in Deutschland nur 2,5 Prozent
Ihr seht: Unsere Seite macht Sinn – genau das möchte ich ändern!!!
SPD und Grüne wollen daher das bestehende Studenten- und Meister-Bafög zu einem Erwachsenen-Bafög ausbauen. „Zentral ist, dass wir beim Bafög Teilzeitstudiengänge förderfähig machen werden und die Altersgrenzen etwa für einen Master-Studiengang anheben wollen“, erklärt Ernst-Dieter Rossmann, Sprecher der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung in der SPD-Bundestagsfraktion. Eine sinnvolle Altersgrenze könnten 35 Jahre sein. Die Aufstiegsstipendien sollten dafür abgeschafft werden, weil dadurch nur eine Auswahl von Fachkräften ohne Abitur an den Hochschulen unterstützt würde, so Rossmann.
Erwachsenenbafög finde ich gut. Aber Altersgrenzen um ganze 5 Jahre anheben? Was soll das denn – und wer bestimmt, dass 35 „sinnvoll“ ist?? Und das mit Aufstiegsstipendien nur Fachkräfte ohne Abitur unterstützt würden, ist schlichtweg falsch – auch nicht nur – ist richtig. Ich habe ein Aufstiegsstipendium und ich habe Abitur – hatte überhaupt nichts miteinander zu tun. Und ist übrigens eines der wenigen Angebote ohne Altersgrenze!
Die Grünen wollen in ihrem Bafög-Entwurf auf eine Altersgrenze ganz verzichten und den Satz anheben – besonders für diejenigen, die Unterhaltsverpflichtungen haben. „Da die Unterstützung in einem individuellen Mix aus Zuschüssen und Darlehen erfolgt, sind die Kosten, die dem Staat dadurch entstehen, überschaubar“, sagt Priska Hinz, Sprecherin für Bildungs- und Forschungspolitik der Grünen-Bundestagsfraktion
Keine Altersgrenze: gut! Mix aus Zuschüssen und Darlehen: Das müsste näher erläutert werden. Grundsätzliche halten Förderungen in Form von Schulden machen gerade sozial schwächere Gruppen eher vom Studium ab.
Zur Finanzierung wollen die Grünen aus dem bisherigen Solidaritätszuschlag einen „Bildungs-Soli“ machen. Die SPD hat vor, den Spitzensteuersatz ab einem Einkommen von 125 000 Euro sowie 250 000 Euro für Verheiratete von 45 auf 47 Prozent anzuheben, Steuerschlupflöcher zu schließen und Steuerflucht zu bekämpfen. Dadurch soll auch ein gebührenfreies Studium ermöglicht werden
Grundsätzlich alles sinnvolle Ansätze finde ich. Aber ob es in Form eines „Soli“ sein muss… ich weiß nicht. Und Steuern wieder am alten Familienmodell fest machen finde ich ebenfalls überholt, da muss es bessere Ansätze geben.
DARLEHEN UND STIPENDIEN
„Gut gemeint, aber nicht gut gemacht“, sagt der Vorsitzende der CDU-Arbeitsgruppe Bildung und Forschung, Stefan Müller, zu den Vorschlägen von SPD und Grünen. „Letztlich bremsen Steuererhöhungen immer das Wachstum, sie hemmen Beschäftigung und führen nicht zu einer besseren Haushaltssituation, sondern zu einer schlechteren.“
CDU und FDP setzen daher auf Studiendarlehen und Stipendienprogramme. Von Studiengebühren, die beide Parteien grundsätzlich unterstützen, seien Studierende mit Kindern ohnehin oft befreit, sagt Müller. „Im Übrigen haben wir im Bafög zuletzt einen Kinderbetreuungszuschlag eingeführt.“
Zu Darlehen s.o.; und nachdem man jetzt versucht Menschen mit Kindern weniger zu benachteiligen, sollte das nicht durch Nachteile für Bildungswillige ohne Kinder geschehen 🙁 .
Das bürgerliche Lager will Berufstätige außerdem stärker zum Sparen für die Bildung bewegen. Vorbild dafür ist der staatlich geförderte Bausparvertrag: Dabei wird zum einen von den Verbrauchern ein verzinstes Guthaben angespart, zum anderen ein Darlehen gewährt. Staat und Arbeitgeber zahlen darauf eine Prämie
Genau! Hartz IV Empfänger und andere sozial schwach gestellte sind damit dann endlich ganz weg vom Fenster und auch noch selber schuld, weil sie nichts sparen … (Achtung Ironie…) – und genau das soll damit ja wohl auch erreicht werden.
Als „Mogelpackung“ bezeichnet der bildungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Patrick Meinhardt, die Weiterbildungsprämie von maximal 154 Euro, die seit Anfang des Jahres an Geringverdiener gezahlt wird. Stattdessen sollten wie in Nordrhein-Westfalen Bildungsschecks an Unternehmen mit bis zu 250 Beschäftigten verteilt werden, die mit den Gutscheinen maximal 500 Euro für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter erhalten können.
Das sind alles »Peanuts« die als Hilfe für Weiterbildung mit Schulabschlüssen oder Studiengängen noch nicht mal ein Tropfen auf dem heissen Stein sind. In meinem Augen wird mit solchen „Förderungen“ nur die Tatsache verwischt, dass man nicht bereit ist, auch Erwachsenen noch die Möglichkeit zu geben, formale Abschlüsse nachzuholen. Wir jammern um fehlende Akademiker, tun aber alles dafür dem vorhandenen Potential Steine in den Weg zu legen.
BESSERE BERATUNG
Auch den Grünen schmeckt die 154-Euro-Weiterbildungsprämie der großen Koalition nicht, die – wie die NRW-Bildungsschecks – aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert wird. Diese Gelder stünden nur befristet zur Verfügung. Vor allem aber reiche die damit verbundene Weiterbildungsberatung bei weitem nicht aus
Sehe ich genauso.
Die Bündnisgrünen plädieren für den Aufbau einer unabhängig von den Anbietern organisierten Bildungsberatung, die nicht nur über Kurse, sondern auch über alle Finanzierungsmöglichkeiten informiert sowie kleine und mittlere Unternehmen unterstützt. Die SPD sieht in ihrem Konzept der „Arbeitsversicherung“ einen Rechtsanspruch auf Weiterbildungsberatung vor, die durch die Bundesagentur für Arbeit und regionale Netzwerke durchgeführt werden soll
Naja, gegenüber den bisherigen „Arbeitsfördermaßnahmen“ bin ich mehr als skeptisch – ich finde nicht, dass Weiterbildungsförderung in die Hände einer Arbeitsagentur gehört. Regionale Netzwerke…? Kann ich mir wenig drunter vorstellen, aber meiner Ansicht nach gehört Bildung (egal ob Kinder oder Erwachsene) nicht auf Länderebene und somit nicht auch noch regional aufgesplittet.
BRANCHENFONDS
Einige Forderungen von SPD und Grünen stehen auch im Wahlprogramm der Linkspartei. So plädiert auch sie für eine Erwachsenenbildungsförderung, in der das bisherige Bafög und das Meister-Bafög aufgehen sollen. Finanziert werden soll die Förderung durch zusätzliche Steuern auf Vermögen, Erbschaften, Finanzmarktgeschäfte und Unternehmensgewinne.
Finde ich vernünftig.
Zusätzlich verlangt die Linke, den Rechtsanspruch auf Weiterbildung in einem Gesetz zu verankern und Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen. „Das Beispiel Frankreich zeigt, dass Weiterbildungsfonds hierfür ein gangbarer Weg sind“, sagt Petra Sitte, Sprecherin für Forschungs- und Technologiepolitik der Linksfraktion im Bundestag.
Ein gesetzlich verankertes Recht auf Weiterbildung fände ich gut. Ob das in der Verantwortung von Unternehmen liegen kann/darf/soll halte ich für fragwürdig. Und ob gerade Frankreich ein gutes Beispiel ist auch.
In Frankreich und den Niederlanden werden derartige Bildungsfonds zum Beispiel durch Tarifverträge geregelt. Die Unternehmen einer Branche zahlen dort in einen Fonds ein, aus dem gemeinsame Bildungsangebote für die Beschäftigten bezahlt werden.
Es mag in gewisser Weise blauäugig sein – aber ich befürchte, dass Bildungsangebote, die über die Wirtschaft und Unternehmen finanziert werden, nie wirklich „frei“ sein werden – sondern immer noch von „Humankapital“ ausgehen und die geförderten Bildungswege dann immer nur explizit die sind, welche die Wirtschaft grade haben (oder umgekehrt verhindern) möchte. Und dass sich Wirtschaft auch gerne mal vespekuliert, haben wir ja grade erlebt.
Das empfinde ich daher nicht nur als „unfrei“ sondern auch als kurzsichtig, denn keiner kann heute im Detail sagen, was in der Zukunft gebraucht wird. ABER Menschen mit allgemeiner Bildung und Menschen die motiviert sind sich zu bilden und ein breites Wissen haben und neugierig sind und wissenschaftlich arbeiten können: Die werden immer fähig sein, auch den wirklichen Bedarf einer Gesellschaft decken zu können. Davon bin ich überzeugt.
Ein Kommentar
Pingback: