Die Fernuniversität Hagen und die neuen Medien
Zu meinem Artikel „Leserbrief an die Welt“ habe ich Frau Professor de Witt, Vorsitzende der Studiengangskommission B.A. Bildungswissenschaft an der Fernuniversität in Hagen per e-mail gebeten, Ihre Einschätzung der Situation zu äußern.
Sehr schnell und informativ bekamen wir folgende Antwort – hier der mail-Verkehr, den ich Euch absichtlich als neuen Artikel (zusätzlich zum Kommentar) zur Verfügung stelle, denn: Ich finde die prompte und ausführliche Antwort in diesem Umfang hätte man (mutmaße ich jetzt einfach mal) an keiner Präsenzuni so schnell ausführlich von einem ProfessorIn bekommen!
Liebe Frau Siemsen,
gerne möchte ich in Ihrem CommunityBlog mit einem Kommentar zu den Online-Aspekten an der FernUni beitragen.
„Liebe Frau Siemsen,
mit großem Interesse habe ich den Artikel über das Studieren an der FernUni in „Die Welt Online“ und die Kommentare in Ihrem Blog gelesen. Die neuen Medien stehen allen Fakultäten zur Verfügung, sie werden nur in unterschiedlicher Weise genutzt. Deshalb ist meine folgende Einschätzung aus der Perspektive der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften und hier insbesondere für den B.A. Bildungswissenschaft zu verstehen:
Was den Einsatz der neuen Medien im Studium anbelangt, so spielen sicherlich die BildungswissenschaftlerInnen eine Vorreiterrolle, vielleicht auch durch die medienbegeisterten Kollegen (?). Hier stellt der Einsatz neuer Medien sicherlich eine Bereicherung dar. Durch das Angebot an virtueller Lernumgebung mit Foren, Wikis, pod- und vodcasts, virtuellem Klassenzimmer bzw. Webkonferenzsystem, Online-Vorlesungen und Online-Seminaren, virtuellen Lerngruppen und Studierendencafe kann ein intensiver kommunikativer Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden, aber auch untereinander realisiert werden. Beispiele dafür sind die biwi-lounge und die Modulumgebungen im B.A. Bildungswissenschaft. Über diese Form des Lernens können sowohl organisatorische als auch inhaltliche Fragen schnell beantwortet werden. Wir stellen darüber hinaus unterschiedliche Lernmaterialien bereit, die den Lernprozess unterstützen und die Ergebnisse verbessern sollen. Und bislang gibt uns der Erfolg Recht. Von den Studierenden erhalten wir regelmäßig positives Feedback und auch die Lehrenden unseres Instituts für Bildungswissenschaft und Medienforschung berichten positiv von der Arbeit mit der Lernplattform Moodle. Die Betreuung, so einige Feedbacks, sei intensiver und effektiver als an so mancher Präsenzuni.
Aber genauso wichtig sind die realen Kontakte auf Präsenzveranstaltungen in den Regional- bzw. Studienzentren. Deshalb wird zwar verstärkt online betreut, aber die Präsenzbetreuung z.B. durch MentorInnen bleibt weiterhin ein wichtiger Bestandteil des Studiums an der FernUniversität.
Wenn man die gesamte FernUniversität betrachtet, so gibt es sicherlich die unterschiedlichsten Zugangsweisen zum Studieren und Einsatzszenarios mit und ohne neue Medien. Viele Studiengänge setzen die neuen Medien bereits in der Lehre ein, gleichsam gibt es auch Lehrgebiete oder Lehrende, die auf die neuen Medien eher verzichten (können). Das hängt auch sicherlich mit den unterschiedlichen Disziplinen und Lernkulturen zusammen.
Wie man an dem kritischen Kommentar bzw. Erfahrungsbericht ablesen kann, setzt der erfolgreiche Einsatz neuer Medien auch die Akzeptanz und das Engagement nicht nur der Lehrenden, sondern auch der Studierenden voraus. Ohne das große Engagement der Biwi-Studierenden und die positive Wahrnehmung unseres virtuellen Lehrangebots hätte dies auch im BA Bildungswissenschaft nicht funktioniert. Die Fähigkeit des selbstorganisierten Lernens ist dabei wichtiger denn je. Wie dieser Lernprozess gestaltet wird, hängt von jedem einzelnen ab. Für manchen mag es der beste Weg sein, sich allein mit dem zugesandten Studienmaterial auseinanderzusetzen, für einen anderen führt der Lernerfolg über den Diskurs mit KommilitonInnen. Dieser Vielfalt an Lernwegen trägt die Verfügbarkeit neuer Medien an der FernUni Rechnung.
Aus meinen Erfahrungen mit nun schon einigen Semestern Bildungswissenschaft besteht hier ein großer Bedarf an kommunikativem Austausch und kollaborativer Zusammenarbeit, z.B. in Online-Seminaren. Diesen erfüllen wir neben dem Angebot vor Ort in den Regional- / Studienzentren vor allem im virtuellen Raum. Und ohne diese Community könnte ich mir den Studiengang nicht mehr vorstellen.
Das Fernstudium als Lernform der Zukunft? – Dem kann auch ich nur zustimmen 🙂
Viele Grüße
Claudia de Witt
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Prof. Dr. Claudia de Witt
FernUniversität in Hagen
Vorsitzende der Studiengangskommission B.A. Bildungswissenschaft
Lehrgebiet Bildungstheorie und Medienpädagogik
Als Antwort auf meine mail:
Liebe Frau Professor de Witt, Herr Professor Bastiaens und Herr Dr. Zawacki-Richter,
ich studiere derzeit den Bachelorstudiengang Bildungswissenschaft und werde nächsten Herbst mit dem Master eEducation beginnen.
Ich habe heute zu einem Artikel in der Welt Online, der über die Fernuniversätit Hagen berichtet, einen Leserbrief geschrieben und diesen auch in meiner neu gegründeten „Community für Selbstorganisiertes Lernen“ www.sieseco.de (zu der mich die Inhalte von 3A und des Master-Studiengangs inspiriert haben) im CommunityBlog zur Diskussion gestellt.
Da es hier um den multimedialen und eLearning-Aspekt der Fernuniversität geht, der mir in dem Artikel fehlte, würde ich mich freuen, wenn jemand von Ihnen sich dort vielleicht dazu äußern könnte? Oder mir ein Feedback gibt, dass ich dort weitergeben darf?
Ist es wirklich so, dass „wir“ bei den BiWis die Ausnahme sind und die anderen Studiengänge in Bezug auf Moodle, Virtuelle Lernumgebung und die vielen anderen Komponenten virtueller Lernangebote so hinterher hinken?
Wenn ja, ist da geplant, dass wir „die anderen anstecken“ J ?
Der pessimistischen Prognose des Kommentars, den ich zu meinem Artikel dort bekam „es würde vielleicht noch 20 Jahre dauern bis die Fernuni soweit sei“ möchte ich mich nicht anschließen!
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie den einen oder auch mehrere Blicke darauf werfen könnten und Zeit für einen Kommentar dort oder eine Antwort an mich finden.
Herzlichen Dank im Voraus und viele Grüße aus München
Sabine Siemsen
Ein Kommentar
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