Heterogenes Lernen und Lehren – ehrenamtlich Weiterbildung ermöglichen
Eben habe ich einen leicht provokanten, aber sehr interessanten Artikel gelesen: Perspektive: Arbeiten Sie – auch wenn Sie dafür nicht honoriert werden!
In der Quintessenz geht es darum, dass Arbeitsuchende sich mit der Zeit immer schwerer tun, weil sie – übertrieben gesagt – das Arbeiten verlernen. Zeiteinteilung, Tagesrhytmus und vieles mehr geraten durcheinander, das Loch, das zum Beispiel durch den Verlust von Arbeit entsteht wird nicht gefüllt. Und statt sich zum Beispiel über ehrenamtliche Tätigkeiten „fit zu halten“ würden die meisten die freie Zeit „sinnfrei verplempern“.
Was das mit Lernen und dem Zweiten Bildungsweg zu tun hat? Eine Menge, denke ich. Wenn wir »arbeiten« durch »lernen oder weiterbilden« ersetzen, ist es doch ähnlich. Ich unterstelle mal, dass die meisten Menschen mit Verlassen der Schule und dem Beginn einer beruflichen Tätigkeit das Weiterbilden und Lernen erstmal ad acta legen.
Gut, hier entsteht jetzt nicht unbedingt eine zeitliche Lücke, die es mit sinnvollen Aktiviäten zu schließen gilt ;-). Aber wenn wir ehrlich sind: »Keine Zeit« ist doch in den wenigsten Fällen der echte und wirkliche Grund, sich nicht weiterzubilden.
Am Anfang ist es Unlust, man ist froh, Schule und büffeln endlich hinter sich zu haben. Und irgendwann ist man dann soweit weg davon, dass man sich nicht mehr traut, wieder damit zu beginnen.
Je nach Tätigkeit und Job dauert es eine Weile, aber – von den echten »Berufungen« mal abgesehen, ist Arbeit irgendwann doch meistens nur noch Notwendigkeit zum Überleben und kaum noch Befriedigung und Freude. Und spätestens dann beginnt man vielleicht zu überlegen, ob Abitur oder ein Studium nicht doch bessere Chancen ermöglicht hätten. Und da liegt der Haken: Wieso »hätten«? Ist der Zug den endgültig abgefahren? Warum nicht noch einmal neu starten, etwas Neues wagen, nachholen wozu man früher keine Lust hatte?
Und hier trifft man dann ebenfalls auf das oben erwähnte Dilemma. Je länger die grauen Zellen nicht mehr arbeiten, sprich lernen durften, desto schwieriger scheint es, wieder anzufangen. Zumindest die Hemmschwelle zu beginnen ist meist riesengroß und mit Vorurteilen (Du bist zu alt … was Hänschen nicht lernt… ) und Ängsten (Du machst Dich lächerlich, Du blamierst Dich, Du schaffst das nicht) gepflastert.
Und hier wäre es leichter, wenn die Notwendigkeit lebenlangen Lernens endlich in den Köpfen ankommen würde. Und zwar nicht als Zwang und Qual sondern als echte Chance. Was spicht denn dagegen, nicht nur berufsbezogene Weiterbildungsmaßnahmen wahrzunehmen sondern regelmäßig mal über den Tellerrand zu schaun? Ehrenamtliches Engagement kann auch im Bildungbereich passieren. Es gibt so viele Eltern, die sich keine professionelle Nachhilfe für ihre Kinder leisten können, viele Erwachsene, die vielleicht den Zweiten Bildungsweg nur deshalb nicht wagen, weil sie in ihrem Umfeld keine Unterstützung finden und sich jahrelange Nachhilfe ebenfalls nicht leisten können.
In Bezug auf Arbeit wird in dem oben genanntenArtikel vorgeschlagen, eigenverantwortlich und ohne monetären Profit heterogene Netzwerke zu bilden und zu nutzen um voneinander zu profitieren und füreinander Hilfe zu leisten.
Eine ähnliche Idee schwebt mir auch schon seit geraumer Zeit für die Zukunft der Community vor: Bildungsinteressierte, Schüler und Studenten die Informationen austauschen und in der Gruppe der jeweils anderen Mentoren und Schützlinge finden. Jeder Mentor hilft dadurch nicht nur seinem Schützling, sondern profitiert auch selber davon, indem er Wissen wach und aktiv hält und eigene Erkenntnisse nicht einfach ablegt sondern lebendig hält und reflektieren und hinterfragen muss. Jeder Schützling proviert auf diese Weise nicht nur vom Mentor, sonder hilft diesem dadurch ebenfalls, was in ihm selber wiederum kein Gefühl der Abhängigkeit entstehen lässt, sondern sein Selbstwertgefühl und seine sozialen Kompentenzen stärkt.
Eine gesunde Gemeinschaft die sich selbst am Leben hält – Utopie oder ein echter Ansatz? Was meint Ihr?
Ein Kommentar
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